Medikamente einnehmen – 5 interessante Fakten

Medikamente einnehmen – 5 interessante Fakten

Bild: lizbennington / Flickr / CC BY-SA 2.0

Wie nehmen Sie ihre Medikamente ein? Mit der Nahrung – ob aus Bequemlichkeit oder zwecks besserer Verträglichkeit?

In einem Krankenhaus in Winterthur / Schweiz wurde eine Medikamentenliste mit ca. 1200 Medikamenten analysiert. Das Ergebnis:

  • 94 % aller Präparate müssten unabhängig von der Nahrung genommen werden
  • 5 % nüchtern
  • 1 % mit der Nahrung.

 

1. Was bedeutet „nüchtern“ Medikamente einnehmen?

Nüchtern wird gewöhnlich definiert als die Zeit ca. ½ – 1 Stunde vor und ab 2 Stunden nach dem Essen.

Gehen wir davon aus, dass Sie drei große Hauptmahlzeiten im Abstand von 4 – 5 Stunden essen und auf Zwischenmahlzeiten verzichten. Trotzdem ist es möglich, dass der Magen vor der nächsten Mahlzeit nicht völlig leer ist. Beispielsweise beeinflusst die Art der aufgenommenen Nahrung, wie schnell verdaut wird.

Das heißt, wirklich „nüchtern“ ist man nur morgens vor dem Frühstück.

 

2. Magensaftresistente Medikamente – nüchtern oder zur Mahlzeit?

Magensaftresistente Tabletten / Kapseln müssen nüchtern eingenommen werden.

Im Magen wird der Nahrungsbrei durchgemischt und vorverdaut. In Portionen von 2 – 5 ml wird der Nahrungsbrei in den Zwölffingerdarm abgegeben. Die Partikel, die durch den Magenausgang abgegeben werden sind 1 – 3 mm groß. Alles was größer ist, z.B. schlecht gekauten Nahrung, wird zurückgehalten und von der Magenmuskulatur weiter zerkleinert. Nicht zerfallende Tabletten / Kapseln, die mit einem magensaftresistenten Überzug überzogen sind, können im Magen von der Muskulatur nicht zerkleinert werden.

Wenn ein Patient z.B. eine magensaftresistente Diclofenac-Tablette mit der Mahlzeit einnimmt, bleibt die Wirkung zunächst aus, da sie sich ja noch im Magen befindet. Deswegen nimmt er nach einigen Stunden eine weitere Tablette ein. Sie gelangen erst aus dem Magen, wenn dieser den Speisebrei komplett an den Zwölffingerdarm abgegeben hat. Dies geschieht bisweilen erst nachts mit dem sogenannten „Migrierenden motorischen Komplex“. Das sind periodische, starke Kontraktionswellen, die von der Speiseröhre beginnen und den gesamten Magen-Darm-Trakt durchlaufen. Sie beginnen frühestens ca. 2 Stunden nach der letzten Mahlzeit und befreien den Magen (und Darm) von unverdauten Objekten, wie z.B. nicht zerfallene Tabletten / Kapseln. Es besteht demnach die Gefahr, dass sich Medikamente im Magen ansammeln und erst in der Nacht auf einmal abgegeben werden. Durch die stark verstärkte Wirkung erhöht sich das Risiko, dass die Schleimhäute geschädigt werden.

 

3. Medikamente einnehmen – immer mit genügend Flüssigkeit!

Der Wirkstoff kann den Wirkort nur dann erreichen und dort verstoffwechselt werden, wenn er gelöst wurde. Dieses Auflösen benötigt eine ausreichende Flüssigkeitsmenge. Wenn Tabletten / Kapseln ohne (ausreichend) Flüssigkeit eingenommen werden, können sie beim Schlucken in der Speiseröhre ankleben. Das ist den meisten Patienten nicht bewusst, doch dies geschieht bei ca. 20% der Einnahmen! Als gelartige Masse können sie stundenlang in der Speiseröhre anhaften und die Schleimhaut dort schädigen.

Tipp:

  • mindesten 60 ml Wasser (am Besten ist Leitungswasser für die Medikamenteneinnahme geeignet!)
  • ein möglichst aufrechter Oberkörper (mind. 45 Grad aufgerichtet)

Der Wirkeintritt selbst kann ebenfalls durch zu wenig Wasser bei der Einnahme verzögert werden. Auch im Darm ist Wasser nötig, um die Wirkstoffe aufzunehmen. Es muss also unbedingt genügend Wasser als Lösungs- und Transportmittel zur Verfügung stehen! Denn nichts gelangt „von selbst“ aus dem Magen/Darmtrakt in den Organismus.

 

4. Medikamente und Lebensmittel

Es kann zu Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneimittel aber auch mit Lebensmittel kommen.

Ein Beispiel: manche Medikamente werden durch die Inhaltsstoffe von Grapefruit, Pomelo und Bitterorange im Abbau gehemmt und in ihrer Wirkung enorm verstärkt. Dieser Effekt kann über Tage anhalten, ein zeitlicher Abstand zur Einnahme reicht hier nicht aus.

 

5. Medikamente, Vitamine und Mineralien

Medikamente können nicht nur untereinander zu Wechselwirkungen führen, sondern sich negativ auf die Versorgung des Körpers mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelemente auswirken. Dies geschieht zum Beispiel, wenn eine regelmäßige Einnahme zu einer vermehrten Ausscheidung von Mineralien führt. Medikamente können sich zudem auf die Aufnahme oder den Stoffwechsel der Vitalstoffe auswirken.

 

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Quelle:
Smollich, Martin und Podlogar, Julia: Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln. Stuttgart, 2016. ISBN 978-3-8047-3520-0
Gröber, Uwe: Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber: Was Ihr Arzt und Apotheker Ihnen sagen sollten. Stuttgart, 2017. ISBN 978-3-8047-3625-2

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