
10 Mai Faszien – Zielbereich der Mesotherapie (Teil 2)
Foto: DoNotLick / Flickr
Faszien, das geheimnissvolle Netzwerk in unserem Körper.
- Der erste Teil des Artikels beschäftigte sich mit den Fragen, was Faszien sind, wie diese aussehen, was sie machen und warum sie wichtig sind.
- Der zweite Teil erklärt nun, wie sich Faszienprobleme äußern, und wie man sie behandeln kann.
Faszien sind ein vielschichtiges Gewebe mit einer Anzahl sich ergänzender Eigenschaften. Die Faszienstrukturen können Reize aufnehmen bzw. auf diese angepasst reagieren.
Solche Reize sind:
- Druck
- Zug
- Temperaturänderungen
- pH-Änderungen im Milieu des Gewebes
- Fehlbelastungen
- Verletzungen / Unfälle
Faszien sind wie ein großes zusammenhängendes 3-D-Netz, das Spannungen und Kräfte von einem Muskel auf andere Muskel überträgt. Hat z.B. die Wadenfaszie ein Problem, kann sich dies über die Beine auf den unteren Rücken oder sogar die Schulter auswirken und dort für Schmerzen oder Verspannungen sorgen.
Umgekehrt kann sich die Behandlung einer Faszie auf weite Teile des Körpers positiv auswirken. Wie das möglich ist, zeigt das folgende Video sehr anschaulich:
Faszien – wie äußern sich die Beschwerden?
Faszien passen sich den Problemen des Körpers an. Sie können miteinander verkleben, verfilzen und auch verdicken. Dies kann sich in Form von Schmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit und Fehlhaltungen äußern, da hier die meisten Wahrnehmungsrezeptoren liegen:
- Schmerzen (auch unklare Schmerzen)
- rasche Ermüdbarkeit (schwere Glieder)
- Blockierungen der Wirbelsäule
- Schmerzen oder Fehlhaltungen, die immer wieder auftreten
- Polyalgie-Syndrome
- Skoliose (Wirbelsäule dreidimensional verbogen und verdreht)
- CMD (craniomandibuläre Dystonie = Beschwerden der Kiefergelenke, des Kausystems sowie der mit diesen in Verbindung stehenden Gewebe)
- Migräne und Kopfschmerzen
- Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz)
- funktioneller Schwindel
Mesotherapie: eine Faszientherapie
Die oberflächlichsten Faszien sind direkt unter der Haut. Im Rahmen der Mesotherapie wird an bestimmten, eng begrenzten Stellen und/oder unmittelbar damit zusammenhängende Systeme behandelt.
Mit feinsten Nadeln werden die Wirkstoffe in die Haut, in das Bindegewebe (= Faszien) gebracht.
Die Einstichtiefe beträgt etwa 0,2 – 5 mm.
Die Medikamente dringen in die Faszie ein, durchströmen das Gewebe und verbreiten sich in dem behandelten Gebiet.
Sie werden je nach Problematik gewählt: Vitamine der B-Gruppe, muskelentspannende und/oder durchblutungsfördernde Medikamente, Medikamente gegen Nervenschmerzen etc.
Behandlungshäufigkeit: 1 – 2 x / Woche
Faszientherapie mit Carboxy-Therapie
Gute Ergebnisse sind mit Quellgastherapie (Carboxy-Therapie) zu erwarten. Diese kann allein oder zusammen zur Mesotherapie eingesetzt werden.
Behandlungshäufigkeit:
- Carboxytherapie: 3 x / Woche
- Carboxytherapie mit Mesotherapie: 1 x / Woche
Weitere Faszientherapien
Der Ort des Schmerzes ist teilweise nicht identisch mit der Ursache und damit der Behandlungserfolg nur für eine gewisse Zeit. Für eine erfolgreiche Therapie muss die eigentliche Ursache unbedingt gesucht und mit behandelt werden.
Mögliche Ursachen können z.B. sein:
- Fehlhaltungen
- einseitige Bewegungen
- Narben
- Entzündungen
- Nahrungsmittel(-unverträglichkeiten)
- Umweltgifte
Eine ganzheitliche Therapie beinhaltet manchmal nicht nur die Behandlung mit Mesotherapie und Carboxytherapie. Ergänzende Methoden sind:
- Osteopathie
- Akupunktur
- Low-Level-Laser
- Labordiagnostik
- Massagen
- Wärmebehandlung (manchen hilft Kälte besser)
- Bewegungs- und Dehnungsübungen (z.B. Yin-Yoga)
- Krankengymnastik
- etc.
Was Sie zu Hause für Ihre Faszien tun können
Erst durch lang gehaltene Dehnungen bei ruhiger Haltung erreicht man nicht nur die Muskeln, sondern die tiefen Körperschichten, das Faszien- oder Bindegewebe.
Yin-Yoga
Durch regelmäßige „Training“ mit Yin Yoga werden die Faszien am meisten „trainiert“. Fasziengewebe / Bindegewebe braucht Zeit, um sich dauerhaft verändern zu können. Bei Muskeln geht es schneller.
Robert Schleip, einer der führenden Faszienforscher erklärt:
„Bei ganz langsamen Dehnungen wie im Yin Yoga wird vorübergehend aus dem Fasziengewebe – wie aus einem Schwamm – Flüssigkeit herausgepresst. (…). Das ist wie eine Dehydration und Rehydration. (…). Kollagen in einem harten, verklebten Bindegewebe wird in den nachfolgenden Stunden abgebaut (…). „
Unsere Beweglichkeit hängt mehr von den Faszien als von den Muskeln ab. Faszien können die Muskeln in ihrer Bewegung einschränken! Wenn Sie sich für diese Yoga Form interessieren, finden Sie nähere Infos in den unten genannten Büchern, im Internet etc.
Yin Yoga kurz erklärt:
ohne aktive Muskelkraft und ohne vorheriges Aufwärmen lässt man sich so passiv wie möglich in die Positionen einsinken. Man bleibt ca. 3 – 5 Minuten in der Dehnung. Zwischen den Übungen werden kleine Pausen gemacht, um den Effekt der Übung richtig wahrzunehmen.
Menschen, die sich den ganzen Tag verausgaben, sind abends bei Yin Yoga besser aufgehoben als bei z.B. Power Yoga oder anderen aktiveren, kraftvolleren Sportarten. Ein Ausgleich zwischen aktiv und passiv stärkt uns und hilft, ins Gleichgewicht zu kommen. Körperlich und seelisch.
Erinnern Sie sich? Die Spannung der Faszien steigt an, wenn der Körper Stress-Botenstoffe ausschüttet. Wenn man nicht lernt, sich auch auf Faszienebene zu entspannen, wird diese gesteigerte Faszienspannung zu unserem Selbst.
Die gute Nachricht: auch das Gegenteil ist der Fall! Wenn man lernt, sich auch auf Faszienebene zu entspannen, werden diese entspannteren Faszien zu unserem Selbst.
„Emotionen haben eine enorme Kraft, sie formen unseren Körper sehr viel mehr, als jede Vernunft es je zustande bringen würde.“ Peter Schwind
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Quellen:
– Baumgartner, Helga: Yin Yoga: achtsames Üben für innere Ruhe & Entspannung. München, BLV, 2015. ISBN 978-3-8354-1383-2
– Arend, Stefanie: Detox mit Yin- und Yang-Yoga: der sanfte Weg, deinen Körper ganzheitlich zu entgiften und neue Kraft zu tanken. München, Südwest, 2014. ISBN: 978-3-517-09270-6
– Mesotherapie Fortgeschrittenenkurs Jahres-Update 2012, S. 32-38
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