Ausleiten und entgiften – wie entgiftet der Körper?

Ausleiten und entgiften – wie entgiftet der Körper?

Foto: thedabblist / flickr / CC BY-SA 2.0

Wir Menschen sind mit vielen Stoffen konfrontiert, die für unseren Körper giftig werden können. Sie entstehen zum Teil direkt im Körper oder werden von außen aufgenommen (z.B. Medikamente, Konservierungsstoffe, Pestizide, Schwermetalle usw.). Die Giftstoffe zirkulieren nicht dauernd im Blut.

Wenn sie gut wasserlöslich sind, können sie über Stuhl, Urin, Schweiß und Atemluft wieder ausgeschieden werden. Ansonsten transportiert sie der Körper zu den „Lagerstellen“, wo diese Fremdstoffe relativ wenig Schaden anrichten können. Hier werden sie meist in fettartiger Form gespeichert, da sie überwiegend fettlöslich (und gleichzeitig wasserunlöslich) sind.

Erst durch verschiedene chemische Prozesse ist unser Körper in der Lage, etwas auszuscheiden, dass im Körper nicht verbleiben soll. Die „fett-liebenden“ Stoffe können den Körper nicht einfach so verlassen. Sie müssen wasserlöslich werden. Diese Prozesse nennt man Biotransformation.

 

Wo entgiften wir?

Die Meisten dieser Entgiftungsprozesse laufen innerhalb der Körperzellen ab. Und zwar vor allem in den Zellen der Leber (ca. 70 – 90 %!), doch auch in Haut, Lunge, Magen, Darm, Niere, Gehirn und Nasenschleimhaut. Und um wirklich richtig Entgiften zu können, müssen alle Schritte (Phase I und Phase II) gut funktionieren und zusammenarbeiten. Nur dann werden die Gifte aus ihren Bindungen in den Speichergeweben gelöst und kommen in den Blutkreislauf (Phase III).

 

Phase I: Freilegung aus den Lagern und „Giftung“

In der Phase I werden die Vorbereitungen für die Phase II getroffen. Giftige Substanzen durch verschiedene Enzyme reduziert, wasserlöslich(er) gemacht und oxidiert.

Diese Phase I nennt man auch „Giftung“, denn die hier entstehenden Substanzen sind meistens kurzfristig sogar aggressiver und giftiger als sie ursprünglich waren. Zum Beispiel entsteht aus dem weniger giftigen Alkohol (Ethanol) das hochgiftige Acetaldehyd. Dieses Acetaldehyd ist neben anderen Stoffen der Grund für den Kater am nächsten Morgen!

Daher sollte die 2. Phase sehr schnell weiterlaufen. Diese hochgiftigen Substanzen müssen sofort „entgiftet“ werden, also abgewandelt (in völlig wasserlöslich) und ausgeschieden werden. Dies klappt nur, wenn die nötigen Enzyme für Phase II zur Verfügung stehen.

Zusammenfassung der Phase I: Die Fettlöslichkeit wird verringert, die Wasserlöslichkeit ist gestiegen, ist aber noch zu gering, um die hochgiftigen Produkte zu entsorgen.

 

Phase II: Verknüpfung und Start der Entgiftung

Stark wasserlösliche Stoffe aus unserem körpereigenen Zellstoffwechsel (z.B. Glutathion-S-Transferase) verbinden sich mit den hochgiftigen Zwischenprodukten aus der Phase I. Das nennt man Konjugationsreaktion. Durch diese Verknüpfung an körpereigene Moleküle steigt die Wasserlöslichkeit erheblich. So werden die Stoffwechselzwischenprodukte entschärft und unschädlich gemacht.

Zusammenfassung der Phase II: Die hochgiftigen Zwischenstoffe werden mit stark wasserlöslichen Stoffen verbunden und stehen jetzt für die endgültige Entsorgung bereit.

 

Phase III: Abtransport und ausleiten aus dem Körper

Die Produkte, die in Phase I und II entstanden sind, stehen nun endlich in sehr gut wasserlöslicher und leicht ausscheidbarer Form zur Verfügung. Erst dadurch können sie über Transportproteine durch die Zellwände aus der Zelle transportiert werden. Weiter geht es per Blut, Lymphe und Transportproteine im Blut (z.B. Albumin).

Die Ausscheidung selbst erfolgt schließlich über die Ausscheidungsorgane.

  • Sie werden über die Niere per Urin ausgeschieden.
  • Die Leber entsorgt die Gifte über die Gallensäfte in den Darm und werden per Stuhlgang ausgeschieden.
  • Über die Lymphe werden sie zur Haut zum Ausschwitzen oder zur Lunge zum Ausatmen gebracht.

Entgiften ist gar nicht so einfach und jeder Mensch entgiftet unterschiedlich gut bzw. schlecht. Mehr dazu im Teil 5 der Artikel-Serie (siehe unten).

 

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

Durch Gentests können „Schwachstellen“ in den Entgiftungsenzymen nachgewiesen werden. Ob die Entgiftung generell gestört ist und/oder ein Mangel an Enzymen oder Nährstoffen vorliegt, lässt sich ebenfalls labormedizinisch nachweisen.

Alle Artikel aus der Detox-Artikelserie:
Teil 1: Richtig entgiften – wie geht das? Hilft Detox wirklich?
Teil 2: Schwermetalle im Körper – wo befinden sie sich? Um welche Gifte handelt es sich?
Teil 3: Ausleiten und entgiften – wie entgiftet der Körper? Was geschieht bei den Entgiftungsprozessen im Einzelnen?
Teil 4: Toxine im Körper – was hat Feinstaub damit zu tun?
Teil 5: Schnell entgiften – geht das so einfach?

 

Literatur:
CO.med 01/2015, S. 16 – 19
Jacob, Ludwig Manfred: Dr. Jacobs Weg des genussvollen Verzichts. Heidesheim am Rhein, 2. Aufl. 2013 ISBN 978-3-9816122-3-3
Mutter, Joachim: Gesund statt chronisch krank! Weil der Stadt, 2009. ISBN 978-3-89881-526-0
http://www.ganzimmun.de/labor/ganzimmun-diagnostics-ag/?get_file=2334
http://www.life-enthusiast.com/liver-and-detoxification-a-2789.html
Lerneinheit „Stoffwechsel von Fremdstoffen“ auf Chemgapedia

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