Darmsanierung durch Fasten oder Intervallfasten

Darmsanierung durch Fasten oder Intervallfasten

Bild: Beth Phillips / Flickr / CC BY-SA 2.0

Seit Jahrtausenden fasten Menschen aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen. Der heutige Stand der Wissenschaft lässt den Schluss zu, dass Fasten bzw. Intervallfasten / intermittierendes Fasten tatsächlich die Darmgesundheit unterstützt und eine deutliche Wirkung auf die Zusammensetzung und Funktion unserer Darmbakterien hat. Und damit womöglich sogar auf unser Gehirn, da zwischen Darm, Darmbakterien und Gehirn rege Kommunikation herrscht.

 

Darmsanierung durch Fasten

Etwa 1 1/2 – 2 Stunden nachdem der Magen und Darm leer geworden sind, wird eine starke Kontraktionswelle ausgelöst. Sie bewegt sich langsam aber sehr kraftvoll von der Speiseröhre bis zum Darm-Ende. Diese Kontraktionswelle heißt: „Migrierender motorischer Komplex“.

Wie eine „Putzfrau des Körpers“ fegt diese Druckwelle alles hinaus, was der Magen nicht auflösen konnte oder Reste, die nicht genügend zerkleinert werden konnten (z.B. unvollständig aufgelöste Medikamente, schlecht gekaute Nüsse). Sie erzeugt sogar genügend Druck, um Paranüsse zerdrücken zu können!

Außerdem werden in dieser Phase von Magen, Bauchspeicheldrüse und Gallenblase gleichzeitig Verdauungssekrete gebildet, wie eine Art „Spülung“. Es wird alles aus dem Magen- und Dünndarm gedrückt und gespült, was unerwünscht ist. Man geht davon aus, dass diese Kontraktionswellen dafür sorgen, dass keine Bakterien vom Dickdarm in den Dünndarm gelangen können.

Die Kontraktionswellen durchlaufen ca. alle 1 1/2 – 2 Stunden den Verdauungstrakt, wenn Magen und Darm ohne Nahrungsbrei sind. Sie stoppen sofort und hören auf zu „putzen“, wenn Sie wieder einen Bissen Nahrung zu sich nehmen, z.B. wenn Sie Snacks essen, oder etwas anderes Trinken als Wasser, z.B. Kaffee, Saft und Tee usw.

Daher sollten die Pausen zwischen den Mahlzeiten eingehalten werden. Gönnen Sie Ihrem Körper zwischen den Mahlzeiten eine Pause zwischen 4 – 5 Stunden, damit die „Reinungsfunktion“ namens migrierender motorischer Komplex seine Arbeit vollständig durchführen kann. Denn:

  • es dauert 1 1/2 – 2 Stunden, bis die Druckwelle überhaupt einsetzt,
  • der Vorgang selbst dauert auch ca. 1 1/2 – 2 Stunden.

Der Snack oder Saft zwischendurch verhindert das Einsetzen der natürlichen Darmsanierung oder stoppt sie mittendrin!

Da kommt das Intervallfasten dem Darm gerade recht!

Möchten Sie zusehen, wie der Migrierende motorische Komplex arbeitet? Dann sehen sich hier das Video Nummer 13, 15 oder 17 an.

 

Die „Reinigungsfunkton“ namens „migrierender motorischer Komplex“

Wie genau sich dieses „Durchputzen“ auf die Darmbakterien und ihre Stoffwechselvorgänge und Zwischenprodukte des Bakterienstoffwechsels auswirkt, weiß man noch nicht. Vielleicht hilft Fasten dabei, wieder besser auf Sättigungshormone reagieren zu können.

Und eventuell wirkt sich dies auch auf die Sensivität des Hypothalamus im Gehirn aus, welcher das wichtigstes Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems ist. Man geht momentan davon aus, dass diese Kontraktonswellen einen Zusammenhang haben mit der Freisetzung einer großen Menge von Signalmolekülen im Darm. So werden über die vielen Darm-Gehirn-Kommunikationswege Informationen an das Gehirn übermittelt.

Zusammengefasst:

  • Eine Druckwelle beseitigt Nahrungsreste aus Magen und Darm.
  • Verschiedene Verdauungssekrete werden zeitgleich gebildet. Sie befördern wie eine Art „Spülung“ Bakterien vom Dünn- in den Dickdarm und verhindert zudem eine Rückwärts-Wanderung von Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm, wo diese nicht erwünscht sind.

Übrigens: wenn während des Schlafs Bewegung abgeschaltet ist, ist die Darm-Mikrobiom-Gehirnachse noch viel aktiver als während der restlichen 24 Stunden.

Es gibt Menschen, bei denen dieser „migrierende motorisch Komplex“ nicht funktioniert bzw. dieser inaktiv ist. Dies führt dazu, dass sich mehr Bakterien in deren Dünndarm befinden. Die Folgen dieser „Dünndarmfehlbesiedlung“ sind z.B. Bauchschmerzen, Blähungen und veränderte Stuhlgewohnheiten. Durch einen Atemtest kann diese diagnostiziert werden.

 

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Quelle:
Mayer, Emeran: Das zweite Gehirn. Wie der Darm unsere Stimmung, unsere Entscheidungen und unser Wohlbefinden beeinflusst. München, 2016. ISBN 978-3-7423-0017-1

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