Gesund leben – oder ist doch alles Vererbung?

Gesund leben – oder ist doch alles Vererbung?

Bild: STEEX / Stock-Fotografie-ID:154955204

Bisher ging man davon aus, dass man mit den Genen, die man von den Eltern mitbekommen hat, geboren wurde und sterben wird. „Es ist alles Vererbung“ oder „das liegt bei uns in der Familie“, so denken viele noch heute, wenn es um Volks- und Zivilisationskrankheiten geht oder so genannte „Altersleiden“. Damit sind Krankheiten oder Krankheitsvorstufen gemeint, z.B. starkes Übergewicht und Adipositas, Asthma, Allergien, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall, Depressionen usw.

Doch die neuesten Erkenntnisse der Genetik und Epigenetik zeigen, dass Gesundheit kein festgelegter Zustand ist. Unsere „Vererbung“, unsere Gene sind nicht unser Schicksal, sondern Gesundheit ist ein Ergebnis aus der Auseinandersetzung bzw. Anpassung unserer Gene, Epigene und Umwelt.

Die Einflüsse aus der Umwelt machen etwa 75 % der Lebenserwartung aus, die Erbanlagen (nur) 25 %!

Mit den „Einflüssen aus der Umwelt“ sind die Dinge gemeint, die man unter „gesund leben“ versteht: tägliche Bewegung, unser Essen, die Art unserer Beziehungen usw. Dazu später mehr…

Gesundheit ist somit kein Zustand, den man erreicht oder auch nicht (was ganz schön anstrengend oder frustrierend wäre, je nachdem). Gesundheit ist ein täglicher Prozess, ein Weg und kein Ziel. Manchmal fühlen wir uns super, dann mal wieder schlechter. Auch das gehört dazu und ist absolut gesund. Alle Entscheidungen, die wir täglich treffen (z.B. statt einem Nickerchen eine Joggingrunde, statt Junkfood eine gesunde Mahlzeit usw.) wirken sich aus. Gesundheit entsteht als „Produkt“ aus dem Durchschnitt aller täglichen Entscheidungen und Handlungen. Es geht nicht um völligen Verzicht sondern darum, dass die positiven Entscheidungen/Handlungen überwiegen. Hören Sie auf Ihren Körper und seinen Sie geduldig mit sich selbst, um eine gesunde Lebensweise zu finden, die Ihnen gut tut.

Wir müssen also umdenken: unsere Vererbung und Umwelteinflüsse „kommunizieren“ miteinander.

„Gesundheit und Persönlichkeit sind maßgeblich beeinflusst vom Integral des Handelns und der Erfahrungen der Vorfahren, der eigenen Zeit im Mutterleib, den ersten wichtigen Monaten und Jahren nach der Geburt sowie dem ganzen langen Rest des eigenen Lebens.“  Peter Spork

 

Gesund leben – wie geht das?

Wenn wir uns um unsere Gesundheit bemühen, dann wirkt sich das nicht nur auf uns selbst aus, sondern auch auf unsere Kinder, Enkel und Urenkel. Denn wir vererben nicht nur unsere DNA, sondern auch unseren Lebensstil – der bestenfalls überwiegend positiv geprägt ist. Das sollte eine wunderbare Motivation sein, wenn wir Tag für Tag bestrebt sind, gesund zu leben. Ein Patentrezept gibt es nicht, dazu sind wir Menschen zu individuell.

„Gesundheit bekommt man nicht im Handel, sondern durch den Lebenswandel.“  Sebastian Kneipp

Bild: mshinaanwar / Flickr / CC BY-SA 2.0

Hier einige Anregungen, aus denen Sie auswählen können, um Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit zu verbessern.

Die momentan gängige „Methusalem-Formel“ lautet:

  • niemals rauchen und wenig Alkohol trinken
  • sehr regelmäßige Bewegung, und davon möglichst viel. Es reicht nicht, ein paar Minuten zu Spazieren, um unseren täglichen Bewegungsmangel auszugleichen. Bei 8 Stunden sitzender Tätigkeit pro Tag sollte man sich 1 Stunde pro Tag schweißtreibend bewegen – so das Fachblatt „The Lancet“.
  • unser tägliches Essen hat einen extrem großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Es sollte unserem Körper alle Nährstoffe in absolut ausreichenden Mengen liefern (ist leider trotz erwähnter Ernährungsweise oft nicht der Fall, eine Laboranalyse bringt Klarheit). Hier ist wichtig:
    • nur in Maßen
    • abwechslungsreich und ausgewogen
    • nicht zu kalorienreich
    • möglichst frisches Essen
    • keine Produkte, die mit Chemikalien belastet sind
    • keine Snacks zwischendurch
    • täglich intermittierendes Fasten (14 – 16 Stunden nichts essen, auch keine flüssigen Kalorien), z.B. um 18 Uhr Abendessen, die nächste Mahlzeit ab 11 Uhr.
  • ausreichender und erholsamer Schlaf
  • für genügend Entspannung sorgen (tägliche aktive Entspannung, z.B. durch Meditation. Passive Entspannung, z.B. beim Fernsehen oder Schlafen, ist hier nicht gemeint)
  • sich keinen starken und länger anhaltenden psychischen Belastungen aussetzen
  • stabile Beziehungen

„Gesundheit, wie wir sie verstehen, ist in der Tat ein lebenslanges Projekt.“ Leroy Hood

 

Literatur:
Spork, Peter: Gesundheit ist kein Zufall. Wie das Leben unsere Gene prägt. Die neuesten Erkenntnisse der Epigenetik. München, DVA, 2017. ISBN 978-3-421-04750-2
Michalsen, Andreas: Heilen mit der Kraft der Natur. Meine Erfahrung aus Praxis und Forschung, was wirklich hilft. Berlin, Insel Verlag, 2017. ISBN 978-3-458-17698-5

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