Schilddrüsenunterfunktion oder Low-T3-Syndrom?

Schilddrüsenunterfunktion oder Low-T3-Syndrom?

Foto: *amanda lynn / Flickr

Eine gesunde Schilddrüse ist wichtig für die psychische und physische Gesundheit.

Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion können vielfältig sein:

Physische Symptome:

  • Verstopfung
  • Gewichtszunahme
  • Haarausfall, stumpfe Haare
  • Abnahme des sexuellen Verlangens
  • unerfüllter Kinderwunsch
  • Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft
  • unregelmäßige Periode
  • Kälteempfindlichkeit, kühle trockene Haut
  • Schwindelanfälle, Herzrasen
  • hoher Blutdruck bei niedrigem Puls
  • Muskelschwäche
  • Wasseransammlungen (Extremitäten, Gesicht)

Psychische Symptome:

  • Müdigkeit, geringe Belastbarkeit
  • zunehmende Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen
  • zunehmende depressive Verstimmung
  • Antriebsschwäche
  • vermehrtes Schlafbedürfnis
  • Angst- und Panikattacken

Gerade wegen der unterschiedlichen Symtome ist eine fundierte Labordiagnostik sehr wichtig. Doch so einfach sich das anhört, so schwierig ist es oft in der Praxis. Immer wieder heißt es beim Blick auf die Blutwerte: die Werte sind in Ordnung. Die Wahrheit jedoch ist, die üblichen Blutwerte sind nicht ausreichend, um eine Schilddrüsenunterfunktion tatsächlich auszuschließen. Die Patienten haben weiterhin ihre Symptomatik, und zweifeln an sich selbst.

 

Mögliche Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion?

Die häufigste Ursache ist eine chronische Schilddrüsenentzündung (Hashimoto). Genetische Disposition und sogar Gluten werden als Auslöser des Hashimoto diskutiert. Jeder Patient mit einer chronischen Entzündung, gleich welcher Art, sollte Gluten sofort vom Speisezettel streichen.

„Gluten ist für alle Menschen weitgehend unverdaulich. Jeder von uns ist mehr oder weniger glutenintolerant.“ (Daniel Leffler)

Schilddrüsenzellen haben viele Rezeptoren für Östrogene, daher kann die Anti-Baby-Pille die Schilddrüse massiv beeinflussen. Bei der Diagnose Schilddrüsenunterfunktion lohnt es sich, die Pille probeweise für einige Monate abzusetzen und dem Körper Zeit zu geben, sich neu einzuregulieren. Die Verhütung sollte möglichst ohne künstliche Hormone erfolgen.

 

Low-T3-Syndrom

Bei normalen oder leicht erniedrigten Werten von TSH, fT3 und fT4 klagen die Patienten über dieselben Symptome wie bei einer Schilddrüsenunterfunktion.

Das Low-T3-Syndrom tritt bei Patienten mit scheinbar gesunder Schilddrüse auf, die an die an „Nicht-schilddrüsen-bedingten Erkrankungen“ leiden, wie z.B. schweren Allgemeinerkrankungen in Form von Leberzirrhose, Diabetes mellitus, ausgedehnten entzündlichen Prozessen, aber auch an Erschöpfungszuständen, Depressionen, psychischem und physischem Stress (Operationen, Traumata), Cortisolüberschuss oder einer Schadstoffbelastung. Auch ausgedehntes Fasten mit Kohlenhydratentzug sowie der Einfluss verschiedener Medikamente (Corticosteroide, Antirhythmika, Beta-Rezeptoren-Blocker oder Phenobarbiturate) können eine bedarfsgerechte T4/T3-Umwandlung hemmen.

Beachtenswert ist, dass das Niedrig-T3-Syndrom mit einer verminderten Körpertemperatur einhergehen kann, weshalb im angelsächsischen Sprachgebrauch vom „Wilson‘s Temperature Syndrome“ (WTS) gesprochen wird.

Eine Studie, bei der 552 Patienten eine Substitution mit Schilddrüsenhormonen erhielten, zeigte, dass eine Einnahme eines T4/T3-Kombipräparates (Novothyral®) das Wohlbefinden signifikant steigerte. (Quelle: Studie „Schilddrüsenhormone“, Karl-Michael Derwahl; IKFE am St. Hedwig Krankenhaus, Berlin; Ärzte-Zeitung online 09.08.2010).

 

Welche Laboruntersuchungen sollten gemacht werden?

Als Basisdiagnostik wird gewöhnlich nur der TSH-Wert untersucht. Es gibt noch einige weitere Werte:

  • TSH: wird von eine Drüse im Gehirn (Hypophyse) freigesetzt. Dieses hat die Aufgabe, die Hormonproduktion der Schilddrüse zu regulieren. (Oft wird nur das TSH gemessen – dies kann aber nicht zu einer korrekten Diagnose führen.)
  • Gesamt T3, Gesamt T4: werden von der Schilddrüse produziert. Das T4 (Thyroxin) kann der Körper nicht direkt nutzen, es wird in die aktive Form T3 (Trijodthyronin) umgewandelt. Das T4 kann man also als „Speicherhormon“ bezeichnen, das T3 als „aktives Hormon“.
  • fT3 (freies T3), fT4 (freies T4): der größte Teil der Schilddrüsenhormone liegt gebunden an ein Transporteiweiß vor („Gesamt“ T3). Nur in der freien Form sind sie im Körper wirksam. Erst diese Werte geben Auskunft über die tatsächlich im Körper wirksamen Hormone.
  • TPO-AK (TPO-Antikörper), TRAK-Antikörper: bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (z.B. Hashimoto) greift das körpereigene Immunsystem die Schilddrüse an. Diese Werte werden bei Verdacht auf solch eine Erkrankung überprüft.
  • rT3 (reverse T3): ist ein biologisch inaktives Zwischenprodukt (Metabolit) des Schilddrüsenhormons T3, das bei der Umwandlung von T4 in T3 gebildet wird. Bei einer Störung dieser Umwandlung (Konversionsstörung) kommt es zu einer vermehrten Bildung von rT3. Die Bestimmung von rT3 ermöglicht die Erfassung dieser sogenannten Konversionsstörung. Diese Laboruntersuchung ist ratsam bei Verdacht auf Low T3-Syndrom, unbefriedigendem Response (Ansprechen) einer T4-Monotherapie (z.B. mit L-Thyroxin, Levothyroxin) oder zur Abklärung unklarer fT4- oder fT3-Erniedrigungen.
  • Mikronährstoffe-Profil im Vollblut: die Elemente Selen, Zink, Eisen usw. sind überwiegend innerhalb der Körperzellen gebunden. Diese Laboruntersuchung berücksichtigt dies und ermöglicht so eine korrekte Interpretation des Versorgungsstatus. Warum ist das wichtig? Ein gutes Beispiel ist Selen. Die Schilddrüse ist das selenreichste Organ im Körper und reagiert auf einen Selenmangel besonders empfindlich. Selen wird z.B. bei der Umwandlung von T4 auf T3 benötig. Außerdem schützt Selen das Schilddrüsengewebe vor freien Radikalen – gerade bei einer Schilddrüsenentzündung ist Selen deshalb besonders wichtig.  Auch Jod ist wichtig – nicht nur für die Schilddrüse.

Wenn bei besten Blutwerten die wirklich unverkennbaren Symptome einer Schilddrüsenfunktionsstörung – ob Über- oder Unterfunktion – vorliegen, sollte auf eine intensive Schilddrüsenuntersuchung (Ultraschall, Szintigrafie) bestanden werden.

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Quelle: www.ganzimmun.de

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